Schulleben

Offizielle Verabschiedung von Herrn OStD Biederer

06. August 2021

Nichts ist dauernd als der Wechsel“: Dieses Zitat des deutschen Vormärz-Feuilletonisten Ludwig Börne stand als Motto über dem Festakt, in dessen Rahmen Adalhard Biederer als Schulleiter des Gabrieli-Gymnasiums verabschiedet wurde. Bei dieser Feier, die wechselweise in der Aula und auf dem Pausenhof des GG stattfand, waren am Dienstag etliche Ansprachen und Musikstücke zu erleben, aber auch eine Theaterszene und eine Präsentation. Geplant, organisiert und von Biederers Ständiger Stellvertreterin Annette Siegert charmant moderiert wurde der Festakt von ihr und Direktorats-Mitarbeiter Christian Rank.

Zu den geladenen Gästen, deren Zahl coronabedingt beschränkt war, zählten zahlreiche Schulleiter von Gymnasien aus der ganzen Region.

„Aufsehen zu erregen scheint ihm peinlich zu sein, dabei strahlt er Selbstsicherheit aus“: So charakterisierte die Münchner Ministerialbeauftragte Brigitte Grams-Loibl den künftigen Ruheständler, dessen Vita und pädagogischen Werdegang sie in ihrer Rede Revue passieren ließ – von der Kindheit und Jugend im Bayerischen Wald über das Studium in Regensburg und Freiburg bis hin zu den ersten Wirkungsstätten als Lehrer in Eggenfelden und Ingolstadt, wo Biederer als Seminarlehrer erfolgreich Pädagogen ausbildete und als Schulspielleiter Maßstäbe setzte. Dort charakterisierte ihn sein Schulleiter Rainer Rupp als „Lehrer, der seine Schüler schätzt und versteht, ohne sich ihnen aufzudrängen“. Nach dem Wechsel nach Eichstätt (2004) wurde er 2012 Schulleiter; dort habe er das GG durch die frühe Einführung einer Erweiterten Schulleitung „zu einer der ersten Pilotschulen in Bayern gemacht“. Weitere große Projekte seien die Altbau-Sanierung und die Etablierung eines neuen wirtschaftswissenschaftlichen Zweigs gewesen. In der Corona-Krise habe er für das GG „sehr gut Kurs gehalten“.

Wörtlich bilanzierte Grams-Loibl: „Ich habe großen Respekt vor Ihrer Leistung!“

Elternbeiratsvorsitzende Petra Preis dankte dem scheidenden Schulleiter mit Strophen von Eichendorff für seine „stets gedeihliche und respektvolle Zusammenarbeit“. Als Vorsitzende des Freundeskreises des GG führte Ursula Philipp metaphorisch aus, dass Biederer der Schulfamilie als „Pater familias“ wie auch als „wahrer Freund“ verbunden gewesen sei,. Dass er sich „stets mit voller Kraft für die Belange des Internats eingesetzt“ habe, legte Manfred Roppelt als Internatsleiter dar, bevor Christian Rank eine rasante filmische Präsentation („Auf verwegenen Wegen“) vorführte, die frappierende Parallelen zwischen dem Wirken von James Bond und Adalhard Biederer zum Thema hatte. Als Schülervertreter betonten Dilasu Demirel, Korbinian Karrasch und Philipp Wrobel, dass der Schulleiter stets ein offenes Ohr für ihre Belange hatte: „Wir durften Sie immer stören!“. Karrasch wandelte sich dann verblüffend flugs vom Laudator zum Interpreten, der auf dem Flügel in fulminanter Virtuosität das Rondo aus Beethovens Klaviersonante „Pathétique“ zum Besten gab.

Überhaupt war schon mehrfach Musik erklungen, zunächst vom Sinfonischen Blasorchester des GG, geleitet von Dominik Harrer, der eigens einen „Marcia sine verbis“ („Marsch ohne Worte“) komponiert hatte, oder vom Chor (Leitung: Michael Beck), der den James Bond-Titelsong „Skyfall“ intonierte. Solistische Auftritte boten Julia Kopischke an der Geige, Leonhard Ritthaler als Hornist sowie an der Harfe Claire van Loon.

Als Vorsitzender des Personalrats am GG betonte Gerhard Nieberle, dass der Schulleiter Herausforderungen „angenommen und gemeistert“ und während seiner Schulleiter-Zeit viele Vorschläge des Personalrats angenommen habe. „Momente“ als Leitmotiv ihres Schlussworts ließ dann Annette Siegert Revue passieren: Es habe magische und traurige, persönliche und witzige Momente gegeben, auch solche des Stolzes, der Anspannung und der Erleichterung, die sie mit dem Schulleiter erlebt habe. Auch dankte sie Gattin Doris und den präsenten zwei älteren Kindern Anna und Leo dafür, auf den Gatten und Vater seit neun Jahren oft bis 22 Uhr und an den Wochenenden verzichtet und ihm den Rücken freigehalten zu haben – von der einst 11-jährigen Tochter sei der Satz überliefert „Der Papa ist nicht zuhause, der Papa ist in der Zeitung“.

„Keine durchkomponierte Abschiedsrede, eher eine Art Ragout“ bot Adalhard Biederer in seiner eigenen Schlussrede, die mit vielfachem Dank begann und Schlaglichter auf Episoden aus seiner Vita warf – auf eine Schulzeit mit der Schiefertafel, denkwürdige Momente an den Gymnasien in Kötzting und Cham. Er reflektierte Tendenzen, welchen Weg Schulen heute nähmen, in einer Gesellschaft, in der sich zunehmend Milieus voneinander isolieren, was den nötigen gesellschaftlichen Konsens strapaziere. Nachhaltig habe die Begegnung mit dem Schultheater sein Selbstverständnis als Lehrer verändert: Fasziniert sehe man, „wie das Selbstbewusstsein wuchs, wenn der einzelne seine Rolle gefunden hatteund wie aus Zutrauen von außen Selbstvertrauen erwuchs.“

Passend dazu gab es dann im Pausenhof „Die Ballade vom Heizer Shine“ aus der „Titanic“-Aufführung von 2015 zu sehen, dargeboten von der Oberstufen-Theatergruppe (Regie: Johannes Wild und Jennifer D´Amico), bevor das Sinfonische Blasorchester mit seiner Version von „I did it my way“ Gänsehaut-Momente bescherte und der Festakt bei einem Imbiss im Innenhof des Internats ausklang.