Französisch - Lehrplan


Die Weltsprache Französisch ist Muttersprache vieler Menschen, Amtssprache in zahlreichen Ländern und Verkehrssprache in den Vereinten Nationen, in der Europäischen Union, im Europarat und in weiteren internationalen Organisationen. Französischkenntnisse ermöglichen den Schülern die Kommunikation mit unserem Partnerland Frankreich und dessen überseeischen Gebieten, unseren anderen französischsprachigen Nachbarn und der Frankophonie in ihrer kulturellen Vielfalt. Schüler mit Französischkenntnissen verstehen und erlernen zudem leichter andere, insbesondere weitere romanische Sprachen.

Von der französischen Kultur sind in Europa seit dem Mittelalter richtungweisende Impulse ausgegangen. Gotik, Absolutismus und Aufklärung, Menschenrechte und Code Napoléon, Realismus, Impressionismus, Avantgarde und Nouvelle Vague sind Beispiele dafür, in welch entscheidendem Maß Frankreich die europäische Kultur- und Geistesgeschichte geprägt hat. Große französische Schriftsteller wie Molière, Descartes, Voltaire, Rousseau, Hugo, Balzac, Flaubert und Sartre sowie viele andere haben prägend zur gemeinsamen europäischen Identität beigetragen. Von französischen Philosophen und Forschern stammen bedeutende Theorien und Erkenntnisse im Bereich der Wissenschaften; Frankreich nimmt eine wichtige Rolle in Technologie und Wirtschaft wahr. Im Unterricht können die Schüler die Ausstrahlung Frankreichs in Vergangenheit und Gegenwart nacherleben, indem sie sich mit ausgewählten Werken und Persönlichkeiten aus Literatur, Theater und Film, Wissenschaft und Philosophie, Bildender Kunst, Musik und Architektur beschäftigen. Gleichzeitig treten ihnen Spannungen unserer Zeit unmittelbar vor Augen, indem sie sich beispielsweise mit Problemen gesellschaftlicher Randgruppen, Fragen der „Einen Welt“ und Erfahrungen Frankreichs und Kanadas als Immigrationsländer auseinandersetzen. Sie erfahren Bedeutsames über Geschichte, Kultur und Gesellschaft Frankreichs, lernen Belgien, die französischsprachige Schweiz, Québec, ein Land des Maghreb und weitere frankophone Gebiete kennen. Sie vergleichen Gewohnheiten im Bereich von Familie und Alltagsleben mit ihren eigenen Erfahrungen und begegnen Traditionen und Phänomenen, in denen sich die spezifisch französische Ausprägung in Kultur und Zivilisation besonders deutlich zeigt, etwa in der Pflege und Wertschätzung der eigenen Sprache und in der öffentlichen Rolle von Schriftstellern, Künstlern oder Philosophen.

Die Geschichte Europas vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart ist zu einem großen Teil auch die des wechselvollen deutsch-französischen Verhältnisses. In Europa hat die deutsch-französische Zusammenarbeit die historische und in der Weltgeschichte bisher wohl einmalige Aufgabe übernommen, Vorbild und Antrieb für einen neuen Typ internationaler Beziehungen zu sein. Das Ergründen und Verstehen dieses komplexen Verhältnisses in exemplarischen Bereichen ist daher ein wichtiges Anliegen des Unterrichts. Die Schüler sollen das in Frankreich herrschende Deutschlandbild sowie die Vorstellungen über Frankreich in Deutschland hinterfragen und den Prozess der europäischen Einigung auch vor diesem Hintergrund verstehen.

Im Bereich des interkulturellen Lernens werden vielfältige Brücken zu Frankreich und der Frankophonie geschlagen, und die Schüler erwerben wertvolles Wissen für ihre Teilhabe am gesellschaftlich-kulturellen Leben. Die Beschäftigung mit der französischen Sprache und Kultur unterstützt sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, trägt wesentlich zu ihrer ästhetischen Bildung bei und kann ihnen zudem Anregungen für eine sinnvolle Gestaltung ihrer Freizeit liefern. Die im Französischunterricht erworbenen Kenntnisse können ihnen auch auf Reisen und in ihrem späteren Berufsleben von großem Nutzen sein.

Im Elysée-Vertrag von 1963 haben Deutschland und Frankreich sich dazu verpflichtet, das Erlernen der Sprache des Partners besonders zu fördern. Partnerschaften und Fördermaßnahmen auf verschiedenen Ebenen im schulischen sowie im außerschulischen Bereich, insbesondere die Aktivitäten des Deutsch-französischen Jugendwerks, ermöglichen den Schülern Begegnungen mit Jugendlichen aus dem Nachbarland. Auch intensiviert sich gerade im Bildungsbereich die deutsch-französische Zusammenarbeit durch die zunehmende Einrichtung gemeinsamer Studiengänge und von Hochschulpartnerschaften.

Frankreich ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands; Bayern kooperiert eng mit Québec und Regionen des Grand Sud (Südfrankreich). Diese Beziehungen erfassen Wirtschaft, Kultur und Politik, sodass die Schüler mit soliden Französischkenntnissen ihre beruflichen Perspektiven auch im Hinblick auf den Weltmarkt erheblich erweitern. Aufenthalte und Praktika im französischsprachigen Ausland können den Schülern interessante Einblicke in das Arbeitsleben und weiterführende Kontakte vermitteln. Auch können Französischlernende mit dem bilingualen Unterricht viele Zusatzqualifikationen für Studium und Beruf erwerben, an einigen Gymnasien auch gleichzeitig die deutsche Hochschulreife und das französische Baccalauréat („Abi-Bac“).